„Der Mensch ist, was er verdaut“

Auf dem Königsweg der Heilung: Warum immer mehr Zivilisationsgeschädigte auf die F.X.Mayr-Fastenkur als moderne Lebensstil-Medizin schwören

Von Ingomar Schwelz

Entertainer Thomas Gottschalk braucht sie zur Entschlackung, sein Kollege Harald Schmidt lässt sich regelmäßig durch sie generalüberholen und Schauspieler Sean Connery tankt über sie frische Kraft für neue Filmrollen. Die altehrwürdige „Milch-Semmel“-Fastenkur des österreichischen Naturarztes Franz Xaver Mayr feiert im neuen Gewand als „königlicher Heilweg“ eine überraschende Renaissance.

 

Werner Kauder kaut 50, 60 Mal an einem altbackenen Dinkelfladen so hingebungsvoll, als ob dieser eine kulinarische Offenbarung wäre. Vor dem Hinunterschlucken vermischt der 45jährige Manager aus München den jetzt gut eingespeichelten Speisebrei noch mit einem Teelöffel Schafsjoghurt. „Ich lerne“, sagt er hinterher ganz entspannt, „wieder richtig zu essen.“

Und genau das soll der an einem Burnout-Syndrom leidende Workaholic auch, denn das fast nährwertfreie alte Brötchen ist nur Mittel zum Zweck – es ist der Kautrainer Nummer 1 im F.X.Mayr-Gesundheitszentrum Baabe auf der Ostseeinsel Rügen. Hier  sollen die Gäste umgeben von unberührter Natur, Strand und vitalisierender salzhaltiger Luft wieder das Einmaleins des gesunden Essens lernen, das ihnen wahrscheinlich schon ihre Großmütter predigten: Gut gekaut ist halb verdaut.

Alles dreht sich in dieser ersten Mayr-Klinik in Norddeutschland um eine optimale Verdauung und die daraus folgende Entschlackung, Entsäuerung und Entgiftung des in der modernen Fastfood-Welt so arg beanspruchten menschlichen Darmes. „Es gilt,“ so der Baaber Mayr-Arzt Dr. Jürgen Alt,“ die Kardinalfehler unserer Ernährung zu vermeiden: Wir essen zu viel, zu spät, zu schwer und vor allem zu schnell.“ Der Mensch, fügt Alt hinzu, ist nicht das, was er isst, sondern das, was er verdaut.


Die Formel der gesunden Ernährung lautet  demgemäß individuelle Verdauungsleistung mal Lebensmittel. Der Mayrschen Philosophie nach ist der Zustand des Verdauungstraktes damit vor allem anderen zuerst zu behandeln. Das Kalorienzählen vieler Diät-Päpste bringt da nur wenig. „Es ist vielmehr wie bei einem Brennofen“, vergleicht Alt. Zuerst musst du ihn entrußen und reinigen und dann kannst du dich darum kümmern, welches Brennmaterial das beste für den jeweiligen Ofen ist“. Anhand der Bauchform, der Körperhaltung, des Zustandes der Haut, der Augen und Nägel stellt der Mayr-Arzt seine Diagnostik und gibt dann seine Diät-Anweisungen und die Hinweise zur optimalen Esskultur.

Diese ist ein Hauptkriterium der Mayr-Methode: Da wird die zwei bis vier Tage alte, luftgetrocknete und eben nicht mehr knusprige Kur-Semmel und andere Nahrung lange genug ordentlich gekaut statt wie im Alltagsstreß nur allzu oft einfach hinuntergeschlungen. Magen und Darm haben so ausreichend Zeit, sich auf die Nahrungsaufnahme vorzubereiten und die Produktion der Verdauungssäfte kann bereits in der Mundhöhle über die Ausscheidung von Sekreten rechtzeitig beginnen. Für die Mayr-Jünger sind es die durch Fehlverdauung in einem beständig überforderten Darm entstehenden Gifte aus Gärung und Fäulnis, die den Menschen krank und damit vorzeitig alt und hässlich machen.

 

Die lange vergessene Uralt-Botschaft kommt an. Inzwischen propagieren bereits weit mehr als 1.000 an Franz Xaver Mayr orientierte Ärzte in Deutschland und Österreich die regelmäßige Generalreinigung des Darms mit seiner Tennisplatz großen Oberfläche als Grundlage einer  umfassenden Regeneration von Körper, Geist und Seele.

 

Der empirische Darmforscher Mayr hatte bereits Anfang des 20.Jahrhunderts begonnen, jeden Patienten wie einen Verdauungskranken zu behandeln. Er erkannte als Erster den Zusammenhang zwischen der Darmtätigkeit und dem allgemeinen Gesundheitszustand - das kam einer medizinischen Revolution gleich. Für ihn war der Darm die „Gemeinschaftsküche für den Organismus“.

So verordnete er seinen Patienten im k.u.k Kurort Karlsbad in Böhmen und später in Wien völlig neue Ernährungspläne. Mayr reduzierte nicht nur die Menge der Nahrung, sondern auch deren Zusammensetzung. Aufgrund seiner beeindruckenden Heilerfolge pilgerten  damals Prominente wie Baron de Rothschild, Konrad Adenauer, der Vizekönig von Indien oder Henry Ford zum gestrengen Fasten-Doktor aus der Steiermark. Seine Kur galt als ein Geheimrezept für langes Leben.

Und auch heute schwören vor allem ausgebrannte Leistungsmenschen und von der konventionellen Schulmedizin Enttäuschte wieder auf die wirksame und vergleichsweise preiswerte Präventions- und Lebensstilmedizin. So wie der gestresste Münchner Manager Werner Kauder, der sich nur noch müde, abgeschlagen und lustlos fühlte. „Ich kam früh kaum aus dem Bett, meinen Job machte ich wie in Trance“, erzählt er.

In der Mayr-Kur erlernte er wieder mehrere Gänge runterzuschalten, trainierte eine neue Esskultur, einen ihm entsprechenden Lebensrhythmus und so nebenbei speckte er auch noch zehn Kilo ab. Nach der „Operation ohne Messer“ entdeckt er an sich eine neue kostbare Sensibilität und Sinnesschärfung. Nach dem Großreinemachen in seinem Darm spürt er wieder die natürlichen Reflexe wie Hunger und Sättigung. „Die Kur gibt mir den Impuls“, so Kauder, „meine individuelle Gesundheitskultur zu entdecken.“

„Immer mehr Menschen wollen weg von der Chemie der Schulmedizin und sind bereit in ihre eigene Gesundheit zu investieren, bevor es zu spät ist,“ erklärt Hans-Jürgen Schomber, Geschäftsführer des Baaber Mayr-Zentrums, die Rückbesinnung auf natürliche Heilwege. Und auch die etablierte Medizin erkenne endlich die Wichtigkeit des Darms als „Wurzelsystem der Pflanze Mensch“ an. Inzwischen ist der Ansturm der Interessierten auf die Rügener Oase der Stille und Regeneration kaum noch zu bewältigen: Die Nachfragen kommen aus allen Teilen der Welt. „Sogar eine Chilene hat sich per Internet bei uns angemeldet“, berichtet Schomber.

Doch vor der neuen Leichtigkeit des Seins muss gar mancher Veränderungswillige durch ein Tal der Tränen um dann auf der anderen Seite wie Phönix aus der Asche steigen zu können. Vor allem am dritten und vierten Fastentag spielt bei vielen die Phantasie verrückt. Beim kargen Frühstück träumen Sie offen von Schwarzwälder Kirschtorte, Eiern mit Speck oder einem Wiener Schnitzel. Doch schon bald ist der Spuk vorbei – aufkommende Hungergefühle und Kopfschmerzen sind mit reichlich Wasser und Kräutertee rasch zu bekämpfen.

Und die vormittägliche leichte Gemüsebrühe erscheint  dem Kurgast in diesem Meer von Dinkelfladen schon als ekstatischer Anreger für die Geschmacksknospen. Die persönliche Betreuung beinahe rund um die Uhr durch den behandelnden Mediziner, die Kneippschen Anwendungen, Einläufe, spezielle Bauchmassagen - all dies summiert sich schließlich zu einer aufwändigen, naturgemäßen Heilkunst, für den das Wort „Milch-Semmel-Kur“ ein irreführender Begriff ist. Schnell schaltet der Körper auf die „innere Ernährung“ um, sprich, er verarbeitet Stoffwechselprodukte, die bisher vom Körper nicht weiterverwertet wurden.

Für die gestressten Prominenten, Wirtschaftsmanager und Blaublütigen aus aller Welt ist das Heilfasten auch eine Frage der Effektivität. Viele wollen den größten Erfolg innerhalb der kürzest möglichen Zeit, um anschließend wieder energiegeladen an der Karriere weiterarbeiten zu können,“ meint Schomber.

So kämpfen Männer wie Ex-Ministerpräsident Lothar Späth und Deutschlands Musical-Papst Peter Schwenkow zusammen mit Fernsehmoderatorinnen, Politikern aller Coleur und genervten Wirtschaftsführern einmal im Jahr drei oder vier Wochen lang mit Tee, unpasteurisierter Vorzugsmilch und gut gekauten Semmeln gegen schlechte alte Ess- und Lebensgewohnheiten und für eine bessere Lebensqualität.

Durch die radikale Entgiftung des Darms purzeln nicht nur die Pfunde gewaltig, auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden positiv beeinflusst, Verstopfung und Depressionen verschwinden. Auf der Indikationsliste stehen des weiteren Stoffwechselerkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck, rheumatische Erkrankungen sowie Über- und Untergewicht. Auch hormonelle Beschwerden können erfolgreich therapiert werden.  

Die Befreiung ihres Darms  von Schadstoffen sieht zum Beispiel eine 40jährige Möbelhändlerin aus Schwaben mit der Diagnose Bandscheibenvorfall  als Ursache dafür, daß sie sich nach ihrer Mayr-Kur endlich wieder  unbeschwert bewegen kann; und eine 38jährige aus Bremen verspürt  nach fünf Monaten  Dauersodbrennen keine Schmerzen mehr: „Nach drei Wochen Kur bin ich mit mir und der Welt wieder im Reinen. Ein Mittfünfziger hat nach drei Wochen seine vom Weichteilrheuma kommenden Dauerschmerzen verloren und kann wieder wie ein Wiesel Treppen steigen. 

                                                                                                                                

Die zaundürre US-Schauspielerin, die unter Bulimie litt, fand ihren normalen Appetit und das seelische Gleichgewicht wieder, nachdem sie eine schmerzhafte „Kurkrise“ mit Migräne und Übelkeit durchgestanden hatte.

Entsäuerung ist ein Hauptziel beim „Mayrn“. Beinahe schon legendär ist jener Hamburger Hotelbesitzer, der eine so saure Ausstrahlung gehabt haben soll, dass ihm die Milch gerann, die er in die Teetasse goss.

„Eine zu säurehaltige Nahrung bildet mit die Grundlage für viele Zivilisationskrankheiten,“ erläutert der frühere Chef der Internationalen Gesellschaft der Mayr-Ärzte Dr. Harald Stossier. Als „sauer“ gelten vor allem tierisches Eiweiß  in Fisch, Fleisch und  Käse, zudem Alkohol, Kaffee und Nikotin aber auch Nudeln, Reis und verschiedene Obstsorten. 

Dass man „sauer“ als Synonym für einen  negativen seelischen Zustand  benutze, so Dr. Stossier, spiegele übrigens das unbewußte Wissen des Menschen über die Schädlichkeit dieser Stoffe. Entsprechend eher „basisch“ ist  die Kost, die am Ende der Mayr-Kur  den Organismus sachte wieder ans Alltagsessen gewöhnen und auch für den späteren Speiseplan empfohlen wird: Suppen, Gemüse, bestimmte Obstsorten und vor allem mit Kräutern gewürzte leichte Speisen kommen jetzt auf den Tisch.

Bereits in der zweiten Kurwoche macht sich bei manch einem Euphorie breit. Das Heilfasten setzt Glückshormone frei. „Ich fühle mich wie neugeboren und höre plötzlich die Vögel zwitschern“, stellt Manager Kauder beim morgendlichen Joggen am Rügener Strand  fest. Ein wenig Ungläubigkeit schwingt in seinen Worten mit. So als könnte er sein neues Lebensgefühl kaum fassen. Von seinem Burnout-Syndrom ist nach vier Wochen nichts mehr zu spüren: „Ich könnte vor lauter Lebenslust jauchzen!“    

 

Informationen:

Internationale Gesellschaft der Mayr-Ärzte

Golfstraße 2, A - Maria Wörth-Dellach/Österreich

Tel.:  0043 - 4273 - 251144, Fax: 04243-251172

 

F.X.Mayr Gesundheitszentrum Baabe

Strandstraße 17

18586 Ostseebad Baabe

Tel.:038303 – 12690, Fax:038303 - 126969, email:info@fxmayr-gesundheitszentrum.de